Das Jahr 2023 hat gerade erst begonnen und wir alle hoffen natürlich, dass die Wirtschaft mal wieder in ein etwas ruhigeres Fahrwasser ohne Krise, Pandemie und sonstige Erschwernisse kommt. Doch für viele Startups wird das kommende Jahr meiner Einschätzung nach zur echten Herausforderung – durch ein schwierigeres Marktumfeld auf Kundenseite, aber auch durch mehr Zurückhaltung bei den Investoren.
Die Investmentkriterien werden strenger und die Finanzierungsrunden werden länger dauern als bisher. Deshalb sollten Gründer unbedingt mehr Zeit für Investmentrunden einplanen und mehr denn je mit optimalen Pitchdecks und Management-Präsentationen ins Rennen gehen. Unter Umständen kann es sich lohnen, etwas weniger ambitionierte Erwartungen, was die Höhe der Investments betrifft, zu haben. Auch mit einer 500.000-Euro-Runde durch ein paar Business Angels können Early-Stage-Startups gut durchs Jahr 2023 kommen, um sich zu konsolidieren und die nötige Stärke für spätere größere Runden zu haben.
Hinzu kommt, dass Startups vor der Krise Investmentrunden zu deutlich höheren Bewertungen durchgeführt haben, die sie nun einholen. Daher kann es jetzt empfehlenswert sein, ein Wandeldarlehen (Convertible Loan) zu verhandeln, um gut über das nächste Jahr zu kommen und danach gegebenenfalls zu einer besseren Bewertung zu raisen.
Auch sollten die Unternehmen im Tagesgeschäft besonders auf die Kosten schauen und ihr Geschäft an die sich verändernden Rahmenbedingungen anpassen. Mehr denn je ist eine längere Runway einem möglichst schnellen Wachstum vorzuziehen.
Dennoch gibt es eigentlich keine Branche, keine Ausrichtung, kein Geschäftsmodell, für das ich jetzt in der Krise absolut schwarz sehen würde – aber die Luft wird eben dünner. Denn die potenziellen Investoren, Business Angels und VCs gehen tiefer in die Due Diligence und hinterfragen die Zahlen intensiver, wodurch Investorenrunden meist länger dauern als früher.
Spannend aus Sicht des Business Angels sind aber vor allem auch Investments in Ländern, die wir in der Vergangenheit weniger auf dem Zettel hatten. Ich habe in den letzten Monaten im Baltikum und in der Ukraine drei Business-Angel-Investments gemacht. Hier sehe ich ganz andere Netzwerke und attraktivere Bewertungen der Unternehmen. Und viele Gründer dort sprechen nicht nur exzellent Englisch, sondern haben den US-Markt auch gleich als einen der ersten Märkte im Visier.
Ich freue mich natürlich auch über die Erfahrungen / Meinungen von anderen Investoren, Gründern und Menschen aus der Startup-Szene: Wie seht Ihr die aktuelle Situation?
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